In der tiefen Dunkelheit der Nacht konnte man nur das Schemen einer Person erkennen, die schnell in den ruhigen, doch mächtigen Schulkomplex eilte. Weiter unten stand ein großer Reisebus, um den sich einige Menschen versammelt hatten und den Bus kritisch beäugten. Im Bus selbst saßen schon einige Schüler, unter ihnen ein gewisser Marcel Riegler. Dies ist seine Geschichte.
Das Schemen, bei dem es sich um Herrn Schäfer handelte, der, nachdem er sichergegangen war uns allen einzubläuen rechtzeitig zu erscheinen, sich verspätet hatte und noch einige Blätter kopieren musste, kam wieder zurück und stieg in den Bus ein. Bei den Menschen, die sich um den Bus versammelt hatten, handelte es sich um diejenigen Eltern der Schüler, die bezweifelten, dass es ihren Schützlingen möglich wäre, selbstständig in einen Bus einzusteigen ohne dabei zu krepieren. Leider war es mir vergönnt worden, diesen einzigartigen Moment für immer festzuhalten, da sich der Blitz einer Kamera als wenig förderlich ob der Bildqualität auswirkt, vor allem wenn sich zwischen dem Objekt der Begierde und dem Photant eine Scheibe befindet.
Die Gymnasiasten, die sich für diese Studienfahrt entschieden hatten waren jedoch nicht allein, denn, um die Fahrtkosten möglichst niedrig zu halten, teilte man sich den Bus mit einer Hauptschulklasse, für welche dies die Abschlussfahrt darstellte. Doch genug der Einleitungen.
Wir rieten also so spät durch Nacht und Wind, machten hier und dort Pausen, da diese dem Busfahrer vorgeschrieben waren, wegen Übermüdung etc. Zwischen diesen Pausen wehten die Köpfe der schlafenden Passanten von einer Seite zur anderen, wie die Wimpel der Bäume im Wind. Manchmal wurde die Stille des Schlafes von gewissen Personen unterbrochen, etwa als Robert sehr passend bemerkte: "Berge!".
So gegen 1 Uhr in der Nacht hielten wir wiederum an einer Raststätte, diesmal jedoch um den Fahrer auszutauschen, da es Busfahrern nur erlaubt war, ein bestimmtes Kontingent an Stunden alle 24 Stunden zu fahren. Er wäre in 10 Minuten da, hieß es anfangs. Dann hieß es, sein Auto hätte kein Öl mehr und er müsse das seiner Freundin nehmen. Er käme in 1 Stunde, hieß es nun. Das Auto sei arschlahm, er käme in 2 Stunden, hieß es nun. Er kam natürlich erst dann, als ich alle Hoffnung auf baldige Weiterfahrt aufgegeben hatte und mich auf den harten Boden legte.
Michi, dem Busfahrer, der nun gemütlich in den Feierabend fuhr, war es natürlich in dieser ganzen Zeit nicht möglich zu tanken, weswegen nun unser neuer Fahrer, Wolfram gute und gerne 500 Liter tanken musste. Die weitere Reise verlief recht unspektakulär.
Als wir dann um 13 Uhr unserem Ziel schon bedeutend näher gekommen waren, wurde uns von den Lehrern mitgeteilt, dass wir unsere Bungalows erst ab 4 Uhr beziehen könnten und während ich noch darüber rätselte warum man im Licht dieser Information nicht gleich später losgefahren ist, wurde bestimmt, dass man die Zeit in Pisa überbrücken werde.
In Pisa angekommen zeigten wir ganz Pisa, das wir Touris sind, denn wir manövrierten unseren Bus in eine kleine Seitenstraße. In Zentimeterarbeit robbten wir uns aus der Straße heraus, nicht ohne die Spiegel einklappen zu müssen und unter Einsatz unsere "starken" Männer einige Roller umsetzen zu müssen.
Als wir dann gelangweilt um den schiefen Turm herumschlichen, bestätigten sich um uns herum Klischees aus aller Welt. Vor allem die fffffFETTen Amerikaner stichen ins Auge.
Als man sich dann satt gesehen hatte, trafen sich alle am vereinbarten Treffpunkt im kühlen Schatten. Alle, bis auf die Hauptschulgruppe, denn diese wartete an der alten Stelle, wie sich später herausstellte. Böse Zungen behaupteten, Hauptschüler hätten Probleme zwei Informationen gleichzeitig speichern zu können. Als wir sie dann gefunden hatten, war ein Großteil der Klasse Mit Herrn Schäfer gen Bus gezogen, dessen neuen Aufenthaltsort praktischerweise auch nur er kannte. Nach einigen Telefonaten konnte man doch noch die Rettung der Zurückgebliebenen organisieren. Aber was ist schon eine Rettung ohne Eis und Schlendergang? Als uns Herr Schäfer dann endlich bei uns angekommen war, wurde es schlagartig um einige Grad kühler, so cool war sein Gang. Als dann die Operation geglückt und alles Eis gegessen war, ging es endlich Richtung Campingplatz weiter.
Wir residierten auf Camping Free Beach .
Unsere Bungalows waren sehr eigenwillig ausgestattet. Auf der einen Seite hatte man eine Küche mit allem, was dazu gehört, aber auf der anderen Seite nahm diese gut ein Drittel des sowieso schon sehr klein geratenen Wohnzimmerverschnitts ein, es gab keinerlei Schränke, in denen man seine Klamotten und sonstiges hätte sorgfältig hineinlegen können. Nicht, dass ich das jemals tun würde, aber es soll ja Leute geben, die darauf Wert legen, ihre Sachen nicht auf dem Wohnzimmertisch verteilen zu müssen. Auch der Rest des Bungalows war sehr minimalistisch eingerichtet. So hatte das eine Schlafzimmer mit einer Fläche von höchstens 2x2 Metern zwei Stockbetten, zwischen denen man gerade noch Platz zum Atmen hatte. Auch hier waren zwei Stühle das höchste der Gefühle ablagetechnisch. Das Elternschlafzimmer hatte ein Doppelbett und ein Wandquadrat, in dem eine kreative Seele eventuell ein oder zwei Hemden unterbringen hätte können. Auch das Bad war klein, was zu unserem Leidwesen auch auf den Boiler zutraf, dessen warmes Wasser nicht mal für einen Quickie gereicht hätte – in jeglicher Beziehung, auf die ihr in eurer kranken Phantasie jetzt kommt. Es stank auch als wäre etwas - oder wohl eher jemand - im Bungalow verreckt, weswegen wir uns notgedrungen zum Supermercado aufmachten, der sich einen guten Kilometer weit dorfinwärts befand.
Dort besorgten wir uns dringend benötigte Lufterfrischer, viele Liter Aqua minerale naturale gassata, da die gefühlten 35 Grad im Schatten entsprechend an uns zerrten und Klopapier, welches fieser weise nicht inklusive war. Einige – genauergenommen die große Mehrheit – ließen es sich nicht nehmen auch noch ihren Alkoholvorrat aufzufrischen.
Nachdem man sich einigermaßen eingefunden hatte, gab es um 8:30 Uhr Abendessen, und zwar Pizza. Der Boden war recht gut, aber der Belag schmeckte nach billigem Tomatenmark, aber nach diesem auszerrenden Tag war uns alles recht, was unsere Mägen zu füllen vermag. Die Reise hatte auch an meinen Nerven gezerrt, was sich in einer üblen Migräne andeutete, aber man musste unbedingt zum Strand, denn das Meer ist schließlich etwas Besonderes. Und wer weiß, vielleicht ist es ja beim nächsten Mal nicht mehr einfach nur schnödes Salzwasser, dass gegen fein granuliertes Gestein brandet. Man sprang also noch kurz ins Meer.
Der Abend klang recht gemütlich aus, zum Teil dank der gemütlichen Liegestühle vor den Bungalows und der zur späteren Stunde doch angenehmen Temperatur.
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