Donnerstag, 18. Dezember 2008

Nur noch 5 Minuten

Ihr kennt das bestimmt: Kurz vor Ende jeglicher schulischer Abart einer Pruefung betteln alle Schueler um "nur noch" 5 Minuten. Dabei wird vor nichts zurueckgeschreckt, um dem Lehrer klarzumachen, was fuer eine ungeheuere Importanz seine Entscheidung innehaelt im Bezug auf die Zukunft der Schueler, des Staates, ja generell der gesamten zivilisierten Welt und ueberhaupt des Raum-Zeit Gefueges aller Existenz. Manche Gestalten prostituieren sich dermassen, dass man sicherlich davonausgehen kann, dass sie sich unter der Dusche in den Schlaf weinen.
Wenn dann der Lehrer erwartungsgemaess das Leiden verlaengert, weil er hofft dadurch den Schuelern zu helfen und nebenbei im Paradies ein paar mehr Jungfrauen abgreifen zu koennen, bewirkt es dann im Endeffekt doch nichts Gutes. Was es jedoch dann tatsaechlich bewirkt, ist der Missmut all derer, die rechtzeitig abgegeben haben.
Dieses Verhalten ist, so falsch es auch ist, vollkommen verstaendlich. Der Lehrer moechte sich gerne mit der Klasse gutstellen bzw. gibt es fuer ihn keinen Grund es sich wegen 5 Minuten mit der ganzen Klasse zu versauen, was ihm durchaus das Leben um einiges schwerer zu machen koennte, auch wenn er strenggenommen dadurch die paedagogische Missbildung seiner Schueler riskiert. Fuer die Schueler entsteht der Wunsch nach mehr Zeit entweder weil sie verzweifelt auf die Erleuchtung hoffen, oder weil sie tatsaechlich noch einige Geistesblitze aufs Blatt bringen wollen.
Waehrend sich das allererste Problem nur durch kompetentere Lehrer loesen laesst(welch Utopie!) sehe ich die zwei anderen Probleme als die Manifestation zweier fundamentaler Probleme des Schulwesens an. Da waere einmal die komplette Entfremdung von der schulischen Realitaet aller Erwachsenen, die im Bildungswesen bestimmend wirken. Dies fuehrt wie in diesem Fall zu viel zu langen Klausuren oder auch zu willkuerlicher Dominanz von Schulfaechern oder zu GFS fuer Schueler alter "Schule", die Methodentage mit Periodentagen gleichsetzen. Was mich dann auch zum zweiten Problem bringt, in diesem Fall durch die Unfaehigkeit der Schueler, eine Aufgabenstellun g zeitlich zu evaluieren veranschaulicht. Es findet keinerlei Metabildung, sozusagen die Bildung ueber die Bildung, statt. Es kann nicht erwartet werden, dass Schueler Faehigkeiten, wie zB Zeitmanagement oder Praesentationserstellung automatisch ausbilden. Um das ganze mal auf eine moeglicherweise verstaendlichere Ebene zu heben, sei hier die Ausbildung von ganz gewoehnlichen Fusssoldaten angefuehrt. Diese lernen auch nicht nur wie sie ihre Ausruestung utilisieren und ihre Waffen abfeuern, sondern auch wie, wann und wo sie dies am besten tun.

Und dennoch werden diese Faehigkeiten von Lehrern als selbstverstaendlich angesehen und diese Erwartung wirkt sich auch auf deren Noten aus fuer zB ein Referat. Solange dieser Mangel nicht behoben wird, erscheint mir die Schule weniger als Ort des Lernens als als Ort der Selektion.

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